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Armenische Mafia: Diskrepanz zwischen Berichterstattung und Tatsachen

Wir berichteten bereits im Jahr 2014 über eine Schießerei vor einer Erfurter Spielothek, in der einige Armenier verwickelt waren. Dieser Tat folgten 2017 konkrete Gerichtsurteile bestehend aus zwei Gefängnis- und drei Bewährungsstrafen, wie der MDR berichtete.

Der am 2. November 2018 von Spiegel und MDR veröffentlichte Beitrag über eine sogenannte „armenische Mafia“ in Deutschland, insbesondere den armenischen Botschafter Ashot Smbatyan betreffend, ist jedoch laut Landgericht Berlin, eine „Verdachtsberichterstattung“ ohne „Mindestbestand an Beweistatsachen“. Daher wurde dem Spiegel und MDR vom Landgericht untersagt, Behauptungen, Botschafter Smbatyan habe Verbindungen zur „Mafia“, wörtlich oder sinngemäß zu verbreiten oder verbreiten zu lassen.

In dem Spiegel-Artikel von November 2018, somit vier Jahre nach der Schießerei in Erfurt und einer Zusammenarbeit aus BKA, LKA, BND und Europol folgend, ließt man Feststellungen wie „Ausbeute ist ernüchternd“, „Ermittlungen eingestellt“, „Hintergrund unklar“, „konnten Ermittler (…) nicht belegen“ oder „Beweise nicht ausreichten“. Die Recherchen von MDR und Spiegel präsentieren keine neuen konkreten Belege, sondern mehrheitlich Mutmaßungen.

Vor diesem Hintergrund steht die derzeitige Berichterstattung zur „armenischen Mafia“ und die gewählte Sprache in völliger Diskrepanz zu den Tatsachen und Erkenntnissen der Ermittler. Selbstverständlich sollen BKA und Justiz kriminelle Strukturen bekämpfen. Armenische Organisationen stören sich jedoch an Stigmatisierungen und tendenziösen Berichten. So präsentierte etwa die Nachrichten-Website FOCUS Online in einem Video-Beitrag Aufnahmen arabischer Clan-Mitglieder und suggerierte dem Zuschauer, es würde sich um „armenische Clans“ handeln, die jedoch weder in diesem Auftreten noch in dieser Größe in Deutschland existieren. Erst nach unserer Enthüllung dieses Vorgehens wurde der Focus-Beitrag geändert. Die nachträglich hinzugefügte Anmerkung unter dem Focus-Bericht, diese Verwechslung sei „irrtümlich“ geschehen, ist wenig glaubhaft, da es sich bei den gezeigten Szenen um bekannte Aufnahmen der Beerdigung des Intensivtäters und arabischen Clan-Mitglieds Nidal R. handelte.

Auch der Sender „Radio Dreyeckland“ forschte nach und kam zu folgendem Ergebnis: „Eine ziemlich dünne Grundlage für all die reißerischen Berichte.“ Was sich juristisch nicht festmachen ließ, so der Radiosender, wurde künstlich von den Medien konstruiert, nämlich eine angeblich „große und besonders brutale »armenische Mafia«“.

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