Der Journalist und Autor Eike Christian Petering, der im Jahr 2015 den Dokumentarfilm „Der vergessene Völkermord“ für das ZDF produziert hat, kritisiert in einer aktuellen Stellungnahme die Haltung der Bundesregierung sowie die unzureichende Berichterstattung vieler Medien zum jüngsten Angriff Aserbaidschans auf Armenien:
„Außenministerin Annalena Baerbock schweigt seit über einer Woche zu einem erneuten Massaker mit über 200 Toten und 7.000 Vertriebenen, zu schlimmsten Gräueltaten wie der Zerstückelung von Frauen. Ist das die wertegeleitete und feministische Außenpolitik der gelernten Völkerrechtlerin?“
Der gemeinsame Auftritt von EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Aserbaidschans Machthaber Ilham Aliyev kurz vor dem Angriff spreche ebenfalls Bände. „Vergleichen Sie das momentane Schweigen in Berlin und Brüssel gerne einmal mit den klaren Worten einer Nancy Pelosi“, so Petering.
Die spärliche Berichterstattung in Deutschland werde der Bedeutung des Themas nicht gerecht: „Wir haben es hier mit der drohenden Fortsetzung des Genozids von 1915 mit über 1,5 Millionen Opfern zu tun“, warnt Petering. Der türkische Präsident Erdogan habe etwa im Jahr 2020 auf der „Siegesfeier“ in Baku einen der Haupttäter des Völkermords hochleben lassen. Aserbaidschans Präsident Aliyev nennt Armenier „Hunde“ und betrachtet die armenische Hauptstadt Jerewan als Bestandteil seines Landes.
In Deutschland werde jedoch das fragwürdige Narrativ eines Konfliktes allein um die Region Bergkarabach sowie einer „völkerrechtlichen“ Zugehörigkeit Bergkarabachs zu Aserbaidschan transportiert, die unter Staatsrechtlern umstritten sei. Noch beim Kosovo habe man das Selbstbestimmungsrecht der Völker höher gewichtet.
Petering: „Gerade im Vergleich zu den moralischen Prinzipien, die heute von Regierungsmitgliedern für den Ukraine-Krieg angeführt werden, unterminiert das Schweigen zu schwersten Menschenrechtsverletzungen im Kaukasus die Glaubwürdigkeit Deutschlands und der EU völlig. In Armenien droht ein Völkermord an bis zu 3 Millionen Menschen.“
