ISTANBUL. – Zwei Armenierinnen älteren Alters wurden im Istanbuler Samatya Distrikt und Heimat vieler Armenier am 22. und 23. Januar angegriffen, weniger als einen Monat nach der brutalen Ermordung einer 84-jährigen armenischen Frau in Istanbul (mehr dazu hier). Dadurch steigt die Zahl der gewalttätigen Angriffe gegen Armenier in der Türkei auf mindestens vier innerhalb der letzten Monate.
Wie türkische Medien berichten, geschah der Angriff vom vergangenen Dienstag um 17:00 Uhr Ortszeit, als das Opfer, die 80-jährige Armenierin Sultan Aykar, ihr Apartment im Erdgeschoss betreten wollte. Sie sah einen Eindringling und stürzte vor Angst zu Boden woraufhin der Angreifer begann auf die Dame einzutreten. Die Schreie hörend, eilten Nachbarn herbei und vertrieben den maskierten Mann. Die Nachbarn beschrieben den Angreifer als einen Mann im Alter zwischen 35 und 40 Jahren, mit grauem Haar und schwarzer Kleidung. Während des Angriffs erlitt das Opfer Verletzungen an den Augen. Die Folgeschäden führten zur Erblindung auf einem Auge. Eine Operation brachte keinen Erfolg. Die Tochter des Opfers, Menzar Etik, berichtete, die Mutter habe keine Feinde und sei eine stille Frau. Die Tochter glaubt nicht an Raub als mögliches Tatmotiv, da nichts aus der Wohnung entwendet wurde.
Zwei Angriffe innerhalb von 24 Stunden
Laut der armenischen Nachrichtenseite Armenian Weekly fand einen Tag darauf, am 23. Januar, ein weiterer Angriff auf eine ältere armenische Frau statt. Dieses Mal passierte der Angriff auf offener Straße in der Nähe der Samatya High School, wie Quellen berichten. Die beiden Angreifer flohen. Das Opfer, der Name ist noch unbekannt, war dem Bericht zufolge mit Blut bedeckt und verschwand kurz darauf. Gemeinde-Mitglieder sowie Polizisten in Zivil konnten das Opfer bislang weder finden noch identifizieren.
In den letzten Jahren gab es in der Türkei bereits mehrere Angriffe auf Armenier. Anfang Dezember 2012 wurde eine armenische Frau überfallen und ausgeraubt, während Monate zuvor eine armenische Frau von einem Taxifahrer angegriffen und als Ungläubige verhöhnt wurde. Türkischen Quellen zufolge versuchten am 6. Januar diesen Jahres drei Angreifer eine ältere armenische Frau zu entführen. Der Versuch scheiterte.
Menschenrechtsaktivisten berichten, dass die Gemeinsamkeit die all diesen Verbrechen zugrunde liegt, nicht nur aus dem Hass als Tatmotiv oder aus der Umgebung die Intoleranz gegenüber Armeniern schürt besteht, sondern auch anhand der Bemühungen türkischer Behörden, diese Verbrechen zu verharmlosen und zu vertuschen erkennbar ist.