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Wie Designerin Leonie Mergen Lobbyarbeit für Bergkarabach im Sinne Aserbaidschans betrieb

Leonie Mergen präsentiert ihre „Bergkarabach-Kollektion“ bei der Mercedes-Benz Fashion Week 2017

Die Aserbaidschan-Connection in Deutschland besteht nicht nur aus Bundestagsabgeordneten. Auch über die Modeindustrie betrieb Aserbaidschan mithilfe der „The European Azerbaijan Society“ (TEAS) Lobbyarbeit zum Thema Bergkarabach. Hierfür erstellte etwa die deutsche Designerin Leonie Mergen die „Bergkarabach-Kollektion“, die 2017 medienwirksam propagiert wurde.

Die Basis der „Karabakh Collection“ von Leonie Mergen soll ein Aufenthalt in Aserbaidschan gewesen sein. Allerdings entstand Mergens Kollektion unter der Schirmherrschaft und mit Unterstützung der TEAS, wie die staatliche Nachrichtenagentur Aserbaidschans Azertag berichtete. Bei der inzwischen aufgelösten TEAS handelte es sich um eine der wichtigsten Lobbyorganisationen des aserbaidschanischen Diktators Ilham Aliyev.

Ziel der TEAS war es nach eigenen Angaben unter anderem „für den Bergkarabach-Konflikt zu sensibilisieren“. Dabei versuchte man den Spagat zwischen größtmöglichem Einfluss und kleinstmöglicher Sichtbarkeit zu meistern, wie es in einer umfangreichen VICE-Recherche heißt.

Laut TEAS-Chef Tale Heydarov – Sohn des aserbaidschanischen Katastrophenschutzministers Kamaladdin Heydarov, der laut geleakten Berichten aus der US-Botschaft in Baku als einflussreicher Akteur in Aserbaidschan gilt – half die „Bergkarabach-Kollektion“ von Leonie Mergen und die umfangreiche Berichterstattung dazu Aserbaidschan beim Thema Bergkarabach: „Eine Modekollektion mit diesem Maß an internationaler Berichterstattung und Aufmerksamkeit trägt viel dazu bei, einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen, dass es eine besetzte aserbaidschanische Region namens Bergkarabach gibt.“, wurde Heydarov zitiert. Mergens Kollektion wurde bei der Berliner Mercedes-Benz Fashion Week, bei der Fashion Week in London und bei einem Event von L’Oreal präsentiert.

Erste Berührungspunkte erhielt Leonie Mergen mit Aserbaidschan laut eigenen Angaben durch ihren Arbeitgeber „Edsor Berlin“. Auch bei der Krawattenmanufaktur Edsor taucht der Name der einflussreichen aserbaidschanischen Lobbyorganisation TEAS auf. In Kollaboration mit der TEAS erstellte Edsor etwa 2012 eine „Karabakh-Serie“, die damals ebenfalls medienwirksam, unter Teilnahme zahlreicher deutscher Promis, auf Veranstaltungen präsentiert wurde. Shahin Namati von der TEAS dankte dem damaligen Edsor-Chef Jan-Henrik M. Scheper-Stuke „sehr sein Land und insbesondere Karabakh in den Focus zu rücken“, heißt es in einer Meldung von „Le Matin – Berlin“.

Der Kontakt zwischen der Designerin Leonie Mergen und der Lobbyorganisation Aserbaidschans endete offenbar nicht 2017 nach ihrer Kollektion. Seit Juni 2020 ist Mergen Geschäftsführerin der „Construction Management Supervision GmbH“, die 2014 der TEAS-Chef Shahin Namati-Nasab gründete, der zeitgleich mit Mergens Zugang als Geschäftsführer des Unternehmens ausschied.

Zudem wurde 2017 – als Leonie Mergen ihre „Bergkarabach-Kollektion“ medienwirksam veröffentlichte – zeitgleich die „Karabakh Collection GmbH“ für die Vermarktung und den Vertrieb von Modekollektionen gegründet, allerdings nicht von der Designerin Mergen, sondern erneut von Shahin Namati-Nasab. Doch auch hier schied er Mitte 2020 aus der Führung des Unternehmens und wurde durch einen Namensvetter ersetzt.

Die „Karabakh Collection GmbH“ wird auch im Website-Impressum der Designerin genannt. Auch ihr Manager Busso von der Groeben hatte offenbar Kontakt zur Lobbyorganisation. Er war ab 2016 zunächst als Praktikant bei der TEAS tätig und arbeitete dann bis März 2020 als PR-Beauftragter und Projektmanager in der Aliyev-nahen Organisation.

Bei der Korruptionsaffäre um die Aserbaidschan-Connection nimmt laut „Transparency International“ die TEAS eine „strategische Schlüsselrolle“ ein.

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