
Armenier und Griechen wurden in Aufnahmeprüfungen an türkischen Schulen als Feinde und Verräter bezeichnet
In Schulprüfungen der Türkei wurden rund eine Million türkische Schüler mit der amtlichen Aussage konfrontiert, dass es sich bei den armenischen und griechischen Minderheiten um Landesverräter handele.
ISTANBUL.– In den landesweit standardisierten Prüfungen wurden rund eine Million Schüler mit der amtlichen Aussage konfrontiert, dass es sich bei den armenischen und griechischen Minderheiten um Landesverräter handele. Wie die Zeitung „Taraf“ berichtet, wurden die Schüler unter anderem gefragt, wie das türkische Volk damit umgegangen sei, dass die armenische und griechische Bevölkerung sich im Ersten Weltkrieg mit dem Feind verbündet habe und der türkischen Bevölkerung in den Rücken gefallen sei. Die Frage wurde laut „Taraf“ jetzt öffentlich bekannt, als Serdar Kaya, der Vater einer Schülerin, bei einem Gericht in Istanbul Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen das Bildungsministerium gestellt habe.
Mit der Dolchstoßlegende vom Verrat der christlichen Bevölkerungsteile wurden in der türkischen Geschichtsschreibung und im schulischen Geschichtsunterricht über Jahrzehnte hinweg Massaker an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Ersten Weltkrieg gerechtfertigt. Im Zuge der Demokratisierung und unter dem Druck der öffentlichen Diskussion über die Schuld am Schicksal der Armenier im untergehenden Osmanischen Reich wurde diese Version in jüngster Zeit aus den meisten Schulbüchern getilgt. Bis heute streitet die türkische Regierung jede Verantwortung für die Massaker ab, denen Schätzungen zu Folge bis zu 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen und die die überwiegende Mehrheit der internationalen Geschichtswissenschaft als Völkermord klassifiziert.
(kath.net/KNA)
