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Sagte Mevlüde Genç Preisverleihung wegen Genozid an Armeniern ab?

Die Türkisch-Deutsche Studierenden- und Akademikerplattform (TD-Plattform) hat überraschend die Absage ihrer diesjährigen „PLATTINO“-Preisverleihung in Düsseldorf verkündet. Grund dafür sollen die Preisträger sowie der Genozid an den Armeniern gewesen sein, wie türkische Medien berichten.

Ausgezeichnet werden sollten der deutsch-türkische Schauspieler und Kabarettist Fatih Çevikkollu sowie Mevlüde Genç, die beim Brandanschlag von Solingen mehrere Familienangehörige verloren hat.

Aus „organisatorischen Gründe“, so die Veranstalter in einer Stellungnahme auf Facebook, habe man die Preisverleihung absagen müssen. Am 23. Januar morgens verschickte die TD-Plattform die Einladungen an ihre Gäste und verkündete nur wenige Stunden später gegen Nachmittag die Absage. Einer der eingeladenen Gäste war auch Erkan Arikan, Leiter der Türkisch-Redaktion der Deutschen Welle, der sich auf Facebook überrascht zeigte.

Die regierungstreue türkische Tageszeitung „Sabah“ berichtet nun in einem Artikel mit dem Titel „Gut gemacht Mama Mevlüde Genç0x0-helal-olsun-mevlude-ana-1548494568437.jpg“ von dem eigentlichen Grund der Absage der Preisverleihung. Laut Sabah soll die Preisträgerin Mevlüde Genç ihre Teilnahme wegen der Anwesenheit von Fatih Çevikkollu abgesagt haben. „Den Preis möchte ich nicht. Ich möchte nicht mit Türkeifeinden auf dem selben Foto erscheinen. (…) Sie haben mir nicht gesagt, dass ich mit Türkeifeinden am selben Ort wäre. Deshalb habe ich den Preis abgelehnt“, wird Genç in der Sabah zitiert.

Laut der türkischen Tageszeitung sei der Genozid an den Armeniern der eigentliche Grund für die Absage von Genç, da Fatih Çevikkollu 2015 in Köln an einer Gedenkveranstaltung zum Völkermord an den Armeniern mitwirkte und dafür von der türkischen Bevölkerung kritisiert werde.

Nachdem Mevlüde Genç erfahren habe wer Fatih Çevikkollu sei, so die Sabah, habe sie die TD-Plattform angerufen. „Wir haben nichts mit Politik zu tun. (…) Wir möchten, dass weder unserem Paradies, der Türkei, türkischen Staatsbürgern, noch dem Deutschland in dem wir leben, oder der deutschen Bevölkerung, irgendein Schaden zugefügt wird. Für uns sind beide Staaten und beide Bevölkerungen gleich.“ soll Genç in dem Telefonat gesagt und mitgeteilt haben, dass sie den Preis nicht annehmen werden.

Der Vorsitzende der TD-Plattform, Yalçın Geyhan, habe zum ersten Mal von den Behauptungen zu der Person Fatih Çevikkollu gehört, so die Sabah, und sagte daraufhin am Folgetag die „PLATTINO“-Preisverleihung ab.

Der Beiratspräsident der TD-Plattform, Kemal Şahin, hat sich im Namen des Vereins sowohl bei Genç als auch bei der deutschen und türkischen Community öffentlich entschuldigt. Eine Nachfrage, wofür genau sich Şahin entschuldigt habe, ließ die Türkisch-Deutsche Studierenden- und Akademikerplattform unbeantwortet. Etwa weil Frau Genç mit jemandem, der den Genozid anerkennt, zusammen ausgezeichnet werden sollte?

Die Preisträgerin Mevlüde Genç hat 1993, bei dem Brandanschlag von Solingen, zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat am 18. Dezember 2018 für besondere Verdienste um Toleranz, Versöhnung zwischen den Kulturen und um das friedliche Miteinander der Religionen die „Mevlüde-Genç-Medaille“ gestiftet.

Laut Eigenbeschreibung werden mit dem PLATTINO-Preis seit 2009 Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich in herausragender Weise für die deutsch-türkischen Beziehungen einsetzen und damit einen wesentlichen Beitrag zum gegenseitigen Verstehen und der Integration der türkischstämmigen Zuwanderergemeinde in Deutschland leisten. In den Leitsätzen der TD Plattform heißt es: „Wir pflegen und fördern eine offene und konstruktive Dialogkultur mit unseren Mitgliedern, ehrenamtlich Engagierten sowie allen weiteren Akteuren. Wir verstehen Vielfalt als Reichtum und lehnen jede Form von Diskriminierung und persönlicher Herabsetzung ab.“

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