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Gülen-nahe Stiftung erkennt Genozid an Armenier an

Die in den USA (Colorado) ansässige türkische Stiftung „Multicultural Mosaic Foundation“ hat am 8. März in einer Presseerklärung den Völkermord an den Armeniern offiziell anerkannt.

In dem Statement der gemeinnützigen Stiftung heißt es:

„Das MMF setzte vor drei Jahren ein Komitee ein, das die Aufgabe hatte, zu erfahren, was 1915 mit den armenischen Bürgern des Osmanischen Reiches geschah. In den letzten drei Jahren haben Mitglieder dieses Komitees Vorträge und Dialogsitzungen mit Wissenschaftlern für osmanische und armenische Geschichte sowie Genozidforschern besucht. Darüber hinaus haben die Mitglieder des Ausschusses an Treffen mit Familienmitgliedern teilgenommen, die den Genozid an den Armeniern überlebt haben. Das Studieren akademischer Artikel, das Anschauen von Dokumentarfilmen, Podiumsdiskussionen und private Gespräche waren ebenfalls Teil der dreijährigen Reise.

Am Ende der drei Jahre beschloss der Ausschuss, über die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern abzustimmen. Das aus etwa 20 Mitgliedern bestehende Komitee stimmte einstimmig für die Anerkennung des Genozids an den Armeniern. Dieses Abstimmungsergebnis wurde dem Vorstand als Empfehlung, den Genozid an den Armeniern anzuerkennen, vorgelegt. Der Vorstand der Multicultural Mosaic Foundation folgte der Empfehlung des Ausschusses und erkannte den Genozid an den Armeniern am 7. März 2020 an.

Diese Entscheidung wurde von der Multicultural Mosaic Foundation getroffen und spiegelt ausschließlich die Position der Stiftung wider. Keine andere angeschlossene Organisation oder Plattform war Teil des Entscheidungsprozesses.“

Der Vorsitzende der Stiftung, Ismail Akbulut, erhielt Zuspruch von anderen türkischen Politikern. Unter ihnen auch Tuna Beklevic, der 2017 die „Nein“-Partei gegen das Türkei-Referendum von Präsident Erdogan gründete. Auf Twitter gratulierte Beklevic dem Vorsitzenden Akbulut und allen Mitwirkenden für die Anerkennung des Genozids an den Armeniern. Beklevic schrieb unter Verwendung des Hashtag „#ArmenianGenocide“:

„Sich nicht (mit dem Völkermord an den Armeniern) auseinandergesetzt zu haben ist einer der Gründe, wieso die Türkei seit 100 Jahren in wichtigen Fragen zurückgeblieben ist. Diese Wahrheit auszuschreien macht aus einem Türken keinen Verräter, sondern zeigt, dass er ein Gewissen hat. Es sind fast 105 Jahre vergangen. Los, lasst uns nicht mehr die Schmerzen gegeneinander aufwiegen. Lasst uns mit dem wenn und aber aufhören. Lasst uns mit der Tatsache des Völkermordes auseinandersetzen, aufarbeiten und lasst uns die schmerzerfüllten Seelen endlich freilassen.“

Laut eigenem Facebook-Auftritt ist die 2003 gegründete „Multicultural Mosaic Foundation“ inspiriert von Fethullah Gülen, einem bekannten türkischen Prediger der seit 1999 in den USA im Exil lebt. Einst ein enger Verbündeter des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan, gilt er heute als Erdogans größter Gegner. Immer wieder macht Erdogan die Gülen-Bewegung für innenpolitische Krisen in der Türkei verantwortlich.

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