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300.000 islamisierte Armenier in Deutschland und 3 Millionen insgesamt

Ein Tabu über islamisierte Armenier ist gebrochen und immer mehr konvertieren zum alten christlichen Glauben. (Foto: Max Sivaslian)

Das Tabu der nationalen Identität von Armeniern, die in verschiedenen türkischen Städten und Dörfern leben und zum Islam konvertiert sind, beginnt zu brechen. Fachleute machen verschiedene politische Faktoren dafür verantwortlich, die diesen Menschen ermöglichen zu ihren ursprünglichen Wurzeln zurückzukehren.

Haykazun Alvrtsyan, der Direktor des Forschungsinstituts „Study Center for Western Armenian Issues“ sagt , dass diese Bewegung vor langer Zeit begann und vom Kurdenkonflikt, dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der EU-Beitrittsbestrebungen der Türkei stark beeinflusst wurden.

Die Zahl der islamisierten und türkisierten Armenier schätzt Alvrtsyan auf bis zu 3 Millionen, von denen ein Teil ausgewandert ist. Alleine in Deutschland soll es 300.000 islamisierte Armenier, so genannte Kryptoarmenier, geben. Im Osten der Türkei, in vielen Gebieten des historischen Armeniens, leben laut Alvrtsyan mindestens 2,5 Millionen solcher Kryptoarmenier, von denen die Hälfte ihre Identität versteckt.

„Bei den verschiedenen Gruppen handelt es sich um Armenier, die zum Islam konvertiert sind. Die eine Gruppe versteckt ihre armenische Identität, doch bewahrt – entgegen der anderen Gruppe – heimlich weiterhin die nationalen Traditionen, Zeremonien und den Glauben. Auch heiraten sie innerhalb ihres Volkes, was ein wichtiger Faktor ist“, so der Direktor des Instituts. „Die andere Gruppe lässt sich taufen und kehrt zurück zur armenischen Kirche. Die Zahl dieser „Rückkehrer“ ist jedoch gering, da Armenier in der Türkei immer noch Druck und Verfolgung ausgesetzt sind und somit ihr Leben, die eigene Familie, ihr Hab und Gut und die Zukunft ihrer Kinder gefährden“, führt Alvrtsyan weiter aus. Er habe bereits einige Aleviten und muslimische Armenier aus Dersim getauft. Einer von ihnen hatte ein eigenes Geschäft in Dersim, welches er nun verloren habe, da er bekannt gegeben hatte Armenier zu sein und Mitglied der armenischen Gemeinschaft in Dersim geworden war.

Laut statistischen Angaben des türkischen Staates gibt es 37.000 armenische Familien in 17 Städten der Türkei – insgesamt etwa 200.000 Armenier, davon etwa 50.000-60.000 in Istanbul. „Nach offiziellen Angaben gibt es 3.000 Armenier in Muş. Ortsansässige schätzen die Zahl jedoch höher ein. In der Stadt Van geben Einheimische an, dass Armenier 12% der 350.000 Einwohner ausmachen, somit 40.000-42.000“, sagt Haykazun Alvrtsyan. Als es 2011 in Van – einer heute mehrheitlich von Kurden bewohnten und islamischen Stadt – zu einem Erdbeben kam, wurden unter den Trümmern zahlreiche sakrale Bücher, Kreuze und Kirchenrelikte gefunden.

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