Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am Freitag zu ihrem ersten offiziellen Besuch in der armenischen Hauptstadt Jerewan gelandet ist, besuchte das Mahnmalkomplex zum Genozid an den Armeniern „Zizernakaberd“.
Die Kanzlerin hat sich indirekt hinter die Interpretation der Ermordung der bis zu 1,5 Millionen Armenier im Osmanischen Reich als Genozid gestellt, den Begriff „Völkermord“ aber vermieden. Sie wollte damit verhindern, die türkische Regierung zu reizen. Die Türkei, die den Genozid bis heute leugnet, war in Gestalt ihres Berliner Gesandten bereits im Vorfeld der Südkaukasus-Reise aktiv geworden und hatte auf diplomatischem Wege davor gewarnt, der armenischen Seite zu weit entgegenzukommen.
Merkel bezeichnete die im Juni 2016 verabschiedete Bundestagsresolution, die vom Völkermord an den Armeniern spricht, als wichtigen Schritt bei der Entwicklung der Erinnerungskultur und als eine politische Einordnung, „aber ausdrücklich keine juristische“. Die Kanzlerin sprach von „Gräueltaten“ an unzähligen Armeniern, die nicht vergessen werden dürften.
Angela Merkel wurde vom armenischen Außenminister Zohrab Mnatsakanyan und dem amtierenden Bürgermeister von Jerewan Kamo Areyan begleitet. Merkel hat am Genoziddenkmal einen Kranz und Blumen niedergelegt.
Sie pflanzte zudem eine Tanne vor der Gedenkstätte für die Armenier, die im Zuge des Völkermords im ersten Weltkrieg getötet wurden. Dieser Vorgang gehört für hochrangige Besucher in Armenien dazu. Merkel sagte, sie wünsche sich, dass der Baum ausreichend gegossen wird.
Der neue armenische Regierungschef Nikol Paschinjan und Bundeskanzlerin Angela Merkel führten Gespräche, denen eine Pressekonferenz folgte. Merkel traf ebenfalls den armenischen Präsidenten Armen Sarkissian.
Merkel bezeichnete Armenien als gutes Beispiel für gleichzeitige Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU und hat die Veränderungen und friedlichen armenischen Proteste im Frühjahr mit Wohlwollen registriert. Die Zusammenarbeit mit Armenien, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich, könne intensiviert werden, so Merkel.
