Das Recherche-Team von Haypress hat eine chronologische Zusammenfassung einiger Ereignisse im Zuge des Bergkarabachkonflikts erstellt. Die Chronologie verdeutlicht die Sezession als Notwehrrecht („remedial secession“). Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Armenier von Bergkarabach resultieren aus einer existenziellen Bedrohung der Sicherheit für die armenische Mehrheitsbevölkerung unter aserbaidschanischer Führung.
***
1918, September
Pogrom an Armenier in Baku
10.000 -30.000 Armenier in Aserbaidschans Hauptstadt getötet
1920, März
Pogrom an Armenier in Schuschi
20.000 -30.000 Armenier in Bergkarabach getötet
1921, 4. Juli
Übertragung an Armenische SSR
ordnungsgemäßer Mehrheitsbeschluss zur Angliederung Bergkarabachs (Arzach) an die Armenische SSR
1921, 5. Juli
Übertragung an Aserbaidschanische SSR
durch Josef Stalin, rechtswidrig, ohne Angabe von Gründen, obwohl 94% der Bevölkerung von Bergkarabach Armenier waren
1923, 7. Juli
Autonomes Gebiet
per Dekret Autonomes Gebiet der Aserbaidschanischen SSR geworden, womit armenische Mehrheitsbevölkerung unzufrieden war
1962-1987
Memoranden für Anschluss an Armenien
mehrere Memoranden wurden an Moskau gesendet
1988, ab 12. Februar
Armenische Proteste in Bergkarabach
in Bergkarabach wurde der Anschluss an Armenien gefordert
1988, 27. Februar
Pogrom an Armenier in Sumgait
als Antwort auf Forderungen der Armenier wurden 31 bis mehrere Hundert Armenier in Aserbaidschan (Sumgait) bei Massakern getötet
1988, 12. September
Europäische Parlament unterstützt Anschluss an Armenische SSR
EU-Parlament stellt Bedrohung für Armenier in Aserbaidschan fest und unterstützt Anschluss von Bergkarabach an Armenische SSR
1988, 21. September
Ausnahmezustand in Aserbaidschan und Bergkarabach
über Ağdam und Stepanakert wird der Ausnahmezustand verhängt
1988, November
Pogrom an Armenier in Kirowabad (Ganja)
mehr als 130 Armenier bei Massakern in Aserbaidschan getötet
1989, 12. Januar
Suspendierung Bergkarabach-Behörden
Bergkarabach wird der sowjetischen Zentrale direkt unterstellt
1990, 12. Januar
Pogrom an Armenier in Baku
neuntägiges Massaker in Aserbaidschan mit 90 getöteten Armeniern
1991, 10. Dezember
Unabhängigkeitsreferendum
99,89% der Wähler von Bergkarabach stimmen in Einklang mit der sowjetischen Verfassung für ihre Unabhängigkeit von Aserbaidschan
1992-1994
Kriegsausbruch
Baku reagiert militärisch auf Referendum. Ein Krieg mit 30.000 -50.000 Toten und Massaker in aserbaidschanischen und armenischen Dörfern
1994, 5. Mai
Waffenstillstandsabkommen
von Armenien, Aserbaidschan und Bergkarabach angenommen
2004, 19. Februar
Tötung von Armenier bei NATO-Programm
der aserbaidschanische Leutnant Ramil Safarov erschlägt armenischen Teilnehmer im Schlaf mit Axt und begründet Tat mit Bergkarabachkrieg
2007, Juli
Ilham Aliyev droht Armenien mit Krieg
Aserbaidschans Präsident droht mit der eigenen militärischen Stärke
2008, 4. März
erneut kriegerische Auseinandersetzung
bis dahin schwersten Auseinandersetzungen seit 1994. Aliyev nutzt Unruhe und Proteste in Armenien (wegen Wahlfälschung) für Offensive
2012, 28. Februar
Aliyev nennt Armenier „Hauptfeinde“
Aserbaidschans Präsident erklärt „Armenier der Welt“ zu „Hauptfeinden“
2012, 31. August
Axt-Mörder wird Nationalheld in Baku
Mörder Ramil Safarov wird von Ilham Aliyev begnadigt, für verbüßte Haftstrafe in Ungarn entschädigt und zum Nationalheld erklärt
2012, 20. November
Aliyev betont seine Isolierung Armeniens
Aserbaidschans Präsident kündigt weitere Bemühungen an, um „Armenien zu isolieren“ und sagt Armenien als Land habe „keinen Wert“
2016, ab 1. April
erneut kriegerische Auseinandersetzung
viertägiger Krieg mit Hunderten Toten
2018, 8. Mai
Machtwechsel in Armenien
Nikol Paschinjan wird im Zuge der friedlichen „Samtenen Revolution“ neuer demokratisch gewählter Regierungschef Armeniens
2019, März
Armenien plädiert für Lösung die für alle Parteien akzeptabel ist
als erster Premier plädiert Paschinjan für eine Lösung, die für das Volk Armeniens, Bergkarabachs und Aserbaidschans akzeptabel sein sollte
2020, Juli
erneut kriegerische Auseinandersetzung
Aserbaidschan startet Militäroffensive an der international anerkannten Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan (fernab Bergkarabach)
2020, ab 27. September
Angriff auf Bergkarabach und Armenien
bis dato schlimmste kriegerische Eskalation seit 1994 mit Hunderten bis Tausenden Toten. Initiiert von Aserbaidschan mit der Hilfe des NATO-Mitglieds Türkei, sowie syrischen Söldnern, die im Auftrag Ankaras zum Kampf gegen Armenier nach Aserbaidschan geschickt wurden. Amnesty International und Bellingcat bestätigten Kriegsverbrechen seitens Aserbaidschans.