Zum 25. Mal hat der Verein exil in Wien die „exil-literaturpreise“ zur Förderung der Literatur von Autoren und Autorinnen vergeben, die aus einer anderen Kultur und Erstsprache kommen und in deutscher Sprache schreiben.
Den Hauptpreis erhielt die armenischstämmige Autorin Anahit Bagradjans für ihre Kurzgeschichte „Von oben gesehen sind alle Toten haarlos“, die vom Attentat auf Talaat Pascha handelt, einem der Hauptverantwortlichen für den Völkermord an den Armeniern.
In der Sitzung Mitte Januar war sich die vom ehemaligen Pfaffenhofener Kulturreferenten, dem Schriftsteller Steffen Kopetzky, geleitete Jury mit dem amtierenden Kulturreferenten Reinhard Haiplik, dem Buchhändler Simeon Stadler und der Galeristin Lea Heib schnell einig: Der Text von Bagradjans überzeugte sie.
In ihrer Begründung hebt die Jury sowohl die Wahl des Stoffes als auch dessen Bearbeitung hervor: Bagradjans verstehe es, aus einer sehr persönlichen Erzählposition heraus die historischen Ereignisse zu verknüpfen und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu formulieren. Die Überblendung verschiedener Zeitstränge verstärke die emotionalen Bezüge der historischen Ereignisse zur Gegenwart. Bagradjans Thema sei dabei immer auch der Umgang mit Wahrheit; die Suche nach Wahrheit und das unbedingte Streben nach Wahrheit – gerade die Wahl eines Stoffes wie des Völkermords an den Armeniern bezeuge das. Beeindruckend sei der sehr sichere Umgang mit aufs Wesentliche reduzierter Sprache und der literarische Stil, der sich durch starke Bilder auszeichne. Bagradjans Vermögen, in einem kurzen Text sehr komplexe Ereignisse zu schildern, prädestiniere sie besonders für die Aufgabe, einen „Zwischenfall“ für Pfaffenhofen zu verfassen, so die Jury.