In der armenischen Kirche Sourp Yerrortutyun (Heilige Dreifaltigkeit) in der türkischen Stadt Malatya fand der erste Gottesdienst nach 106 Jahren statt.
Die Kirche befindet sich in dem Viertel, in dem der ermordete armenische Journalist Hrant Dink aufwuchs. Die seit 1915 geschlossene Kirche wurde am 28. August wieder für den Gottesdienst geöffnet.
Sahak Mashalyan, der armenische Patriarch in der Türkei, und Grigoriyos Melki Urek, Metropolit von Adiyaman in der Türkei und den umliegenden Provinzen sowie der Bürgermeister und der Gouverneur von Malatya nahmen an der Eröffnungsfeier teil.
„Die Eröffnung der Kirche von Surp Yerrortutyun ist ein Meilenstein für diese Region. Für die Armenier von Malatya ist diese Eröffnung ein Festtag“, sagte der Patriarch.
Nuran Gezdirici, die Vorsitzende des Vereins für Kultur und Solidarität der armenischen Philanthropen in Malatya, sagte bei der Zeremonie, die Wiedereröffnung der Kirche sei ein großer Erfolg. Sie erinnerte an Hrant Dink, einen armenischen Journalisten, der 2007 in Istanbul von einem türkischen Nationalisten ermordet wurde, und stellte fest, dass er „zwei Straßen von der Kirche entfernt“ aufgewachsen war.
ArmenierInnen aus dem ganzen Land nahmen ebenfalls an der Eröffnungsfeier teil.
Bau der Kirche
Der Bau der armenischen Kirche Sourp Yerrortutyun (Heilige Dreifaltigkeit) begann 1878 unter Beteiligung eines griechischen Architekten und armenischer Steinmetze. Nach 1915 wurde das Kirchengebäude als Kaserne und Gefängnis genutzt.
Bei einem Brand 1969 brannte die Kuppel der Kirche ab und die Kirche lag anschließend in Trümmern. Im Jahr 2010 wurde im Auftrag des Gouverneurs von Malatya, Ulvi Saran, die Restaurierung des Gebäudes geplant. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2012 wurden jedoch aufgrund technischer Probleme und mangelnder Finanzierung eingestellt.
Im Jahr 2021 wurden die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen. Auch der Verein HAYDER aus Malatya war an dem Prozess beteiligt. HAYDER leistete finanzielle Unterstützung für die Restaurierung des Altar- und Kuppelbereichs der Kirche und des Baptisteriums.
Verfolgung der armenischen Bevölkerung
Während der Hamidischen Massaker von 1895 bis 1896 wurden allein in Malatya 7500 armenische Zivilisten von türkisch-kurdischen Einheiten getötet. Im Anschluss darauf fand ein nach Malatya gesandtes und von Julian B. Hubbell geleitetes Rettungsteam des Roten Kreuzes heraus, dass etwa 1500 armenische Häuser geplündert und 375 niedergebrannt wurden.
Bis zum Genozid am armenischen Volk waren rund 20.000 der 40.000 Menschen der Stadt armenischstämmig. Von den fünf Kirchen in Malatya gehörten drei zur armenischen Gemeinde. Sie waren federführend im Handel, der Seidenraupenzucht, im Seidenhandel und in der Landwirtschaft tätig. Im Frühjahr 1915 wurden die ArmenierInnen der Stadt von osmanischen Autoritäten verhaftet und auf Todesmärsche in die syrische Wüste geschickt.
Der Bezirk Malatia-Sebastia in der armenischen Hauptstadt Jerewan wurde von Überlebenden des Völkermords aus den ehemals armenischen Siedlungen Malatya und Sivas (Sebasteia) in der heutigen Türkei gegründet.