In der Konfliktregion Bergkarabach ist es zwischen Armenien und Aserbaidschan zu schweren Gefechten gekommen. Nach Angaben schoss die armenische Seite zwei aserbaidschanische Militärhubschrauber und drei Drohnen ab.
Zuvor habe die aserbaidschanische Armee am frühen Sonntagmorgen zivile Siedlungen in der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region Bergbarabach (Arzach) bombardiert, teilte das armenische Verteidigungsministerium mit. Es seien auch Ziele in Bergkarabachs Regionalhauptstadt Stepanakert angegriffen worden. Die Menschen sollten sich in Sicherheit bringen, teilten die Behörden in Bergkarabach am Sonntag mit. Zahlreiche Häuser und Dörfern seien zerstört worden. Nach Angaben beider Seiten wurden bei den Kämpfen auch Zivilisten getötet.
Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld für die Gefechte. Der Beschuss habe am frühen Morgen von aserbaidschanischer Seite begonnen, schrieb der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan auf Facebook. „Die gesamte Verantwortung dafür hat die militär-politische Führung Aserbaidschans“, teilte die Sprecherin des Verteidigungsministeriums von Armenien mit.
In Arzach und in der Republik Armenien selbst wurde das Kriegsrecht verkündet. Alle Volljährigen würden zu den Waffen gerufen, sagte Bergkarabachs Präsident Araik Harutjunjan in einer Krisensitzung des Regionalparlaments. Russland rief derweil zu einer sofortigen Waffenruhe in der Region auf.
Die erneuten Kämpfe folgen erst kürzlich bekannt gewordenen Meldungen, nach denen die Türkei jihadistische Kämpfer aus Syrien nach Aserbaidschan bringe, um sie gegen Armenien und das armenisch bewohnte Bergkarabach einzusetzen. Im Juli diesen Jahres gab es bereits Gefechte, allerdings an der international anerkannten Grenze zwischen Aserbaidschan und Armenien.
Die beiden Kaukasus-Staaten befinden sich seit fast 30 Jahren in einem Konflikt um die Kontrolle über die Region Bergkarabach. Die Region überschneidet sich mit dem Großteil der historischen armenischen Provinz „Arzach“ , welches Bestandteil des Königreichs Armenien war (189 v. Chr. bis 387 n. Chr.). 1921 wurde von Josef Stalin Bergkarabach Aserbaidschan zugeschlagen, obwohl 94% der dort lebenden Menschen Armenier waren. Durch den Zerfall der UdSSR erklärte sich Bergkarabach am 2. September 1991 per Volksentscheid für unabhängig. Baku reagierte mit einer Blockade der Region und versuchte die Kontrolle mit militärischen Mitteln zurück zu gewinnen. Daraufhin griff Armenien mit russischer Unterstützung ein und besetzte ca. 14% des Territoriums Aserbaidschans als Schutzzone. Einem 3-jährigen Krieg und ca. 30.000-50.000 Toten folgte im Mai 1994 ein seit jeher brüchiges Waffenstillstandsabkommen.
Die Meldungen darüber, dass die Türkei jihadistische Kämpfer aus Syrien nach Aserbaidschan bringt, um sie gegen Armenien einzusetzen, scheinen sich zu bestätigen. Das wäre dann die nächste Aggression der Türkei gegen einen Nachbarstaat.
Und die Bundesregierung schweigt wie immer https://t.co/rC1h98cbjt
— Ismail Küpeli (@ismail_kupeli) September 23, 2020