Der ehemalige armenische Präsident Robert Kotscharjan ist gegen eine Kaution von über vier Millionen Dollar (3,6 Millionen Euro) auf freien Fuß gekommen. Ein Berufungsgericht gab am Donnerstag dem Antrag von Kotscharjans Anwälten statt. Der 65-Jährige ist angeklagt, die Präsidentschaftswahl 2008 zugunsten seines Nachfolgers manipuliert zu haben. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Gefängnis.
Kotscharjan war Mitte Mai operiert worden und liegt seitdem in einem privaten Krankenhaus in der armenischen Hauptstadt Jerewan. Über seinen Gesundheitszustand ist nichts bekannt. Kotscharjan stand ein Jahrzehnt lang an der Spitze Armeniens, bis er 2008 von seinem engen Vertrauten Sersch Sargsjan abgelöst wurde.
Erstmals war er im Juli 2018 verhaftet und im Anschluss gegen eine Kaution wieder freigelassen worden. Im Juni vergangenen Jahres wurde er erneut festgenommen. Die Vorwürfe gegen ihn hat er stets als „politisch motiviert“ zurückgewiesen.
Nach den umstrittenen Wahlen 2008 kam es zu tagelangen Massenkundgebungen. Der unterlegene Präsidentschaftskandidat Lewon Ter-Petrosjan und seine Anhänger warfen den Regierungsbehörden einen flächendeckenden Wahlbetrug vor und verlangten eine erneute Auszählung der Stimmen. Die zu Beginn weitgehend friedlich und gewaltfrei verlaufenen Kundgebungen uferten am 1. März 2008 mit hartem Durchgriff der Polizei und Armeeeinheiten zu schweren Krawallen und Straßenschlachten aus. In der Folge kamen 10 Personen, darunter 2 Polizisten ums Leben.
(AFP)