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Kim Kardashian: Wie stehen Armenier zu ihrem Ruhm?

Kim Kardashian bei der Hollywood-Premiere von The Promise. (Bild: REX)

Kim Kardashian ist einer der weltweit bekanntesten Reality-TV-Stars. Die 32-Jährige ist armenischer Abstammung. Wie also stehen die Armenier zu ihrem Ruhm?

Kim Kardashian ist ein allgemein bekannter Name in Großbritannien und den USA, am meisten bekannt durch ihre Reality-Shows und ein durchgesickertes Sex-Tape. Ihre kürzlich erfolgte Schwangerschafts-Ankündigung war auf allen Titelseiten. Zeitungen und Nachrichtenseiten wie die BBC, die Washington Post und Le Figaro berichteten über das Ereignis. Auf Websites wie Mail Online, TMZ und E Online vergeht kaum ein Tag wo Kim Kardashian nicht erwähnt wird.
Es gibt viele Menschen die jeden Schritt und Tritt ihres Lebens verfolgen. Es gibt aber auch viele mehr, denen sie entweder gleichgültig ist oder die eher feindselig bezüglich ihrer Aktivitäten gestimmt sind und sie als ein trauriges Abbild der Zeit und als ein vom Ruhm besessener Reality-TV-Star ansehen. Aber für einige ist es unmöglich, ihren Familiennamen zu lesen und dabei nicht an ihr armenisches Erbe zu denken. Der Name Kardashian ist unverwechselbar armenisch. Der Vater des Models, ihre Großeltern väterlicherseits und sogar Urgroßeltern waren armenischer Herkunft.
Wie also denken die Menschen in Armenien – ein Land mit einer Bevölkerung von etwa drei Millionen – über jemanden, der einer der weltweit bekanntesten Armenier ist?
Fotos von Kim Kardashian schmücken Titelseiten von Zeitschriften, Plakate, Wände von Waschanlagen und Parkhäuser in Jerewan, der Hauptstadt des Landes, so BBC Journalist Armen Shahbazian, der zwischen 2007 und 2011 in Armenien lebte. Aber das bedeutet nicht, dass die Nation sie liebt, so erzählt Shahbazian weiter. „Kim ist eine Armenierin und weltberühmt, dies allein ist schon für jeden Armenier Grund genug stolz auf sie zu sein. Aber wegen der kulturellen und traditionellen Aspekte wollen sie nicht akzeptieren, dass sie Armenierin ist“, sagt er. Geschichten über Kim Kardashian sind häufig ein Thema für Comedy-Sendungen, fügt er hinzu.

Berühmte Armenier
Sportstars: Tennisspieler David Nalbandian und Andre Agassi sind armenischer Herkunft, sowie der ehemalige französische Fußballspieler Youri Djorkaeff.
Entertainer: Sänger/Schauspielerin Cher (Cherilyn Sarkisian) war die Tochter eines armenischen Truckers; der französische Sänger Charles Aznavour hat armenische Eltern; die Mitglieder der amerikanischen Rockband System of a Down sind alle armenischer Herkunft
Business: Der Vater des US Tycoon Kirk Kerkorian, Berichten zu Folge Los Angeles reichster Mann, war Armenier; der Armenier Luther George Simjian (1905-97) immigrierte in die USA und war der Erfinder des ersten Bankautomaten
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„Sie vergleichen immer den armenisch-französischen Chansonnier Charles Aznavour, auf den sie stolz sind, mit Kim Kardashian, die in einem eher negativen Licht gesehen wird. Sie möchten nicht, dass sie ihr Land repräsentiert. Ihr „offenes Sexualleben und Videoband“ sind der Knackpunkt,“ so Shahbazian. Im Wesentlichen möchten viele Armenier nicht, dass die Menschen auf der ganzen Welt denken, dass alle Armenier wie Kim Kardashian sind.
Es gibt aber auch eine Kluft zwischen den Generationen erzählt der BBC Journalist. Sie wird oft von denen, die im Showbusiness sind, und von der jüngeren Generation, die nicht so stark mit den alten Traditionen verbunden ist, als „respektable Person“ angesehen. Aber die Mehrheit, diejenigen die vor 1990 erzogen wurden, sind weniger begeistert von ihr, sagt Shahbazian.
Lucy Harutiunyan, eine 22-jährige PR-Managerin bei der armenischen und englischen Zeitung Noyan Tapan in Jerewan, stimmt zu, dass das Alter ein Rolle spielt.
„Menschen mit konservativen Ansichten, meistens die Älteren, werden sie verurteilen. Aber Menschen, die vorausdenkend sind, sind alle stolz auf sie. Die Mädchen sehen sie als Mode-Ikone und die Jungs finden sie wirklich heiß. Wir lieben sie, weil sie Armenierin ist und weil sie unsere Nation präsentiert“, sagt Lucy. Allerdings stimmt Lucy Harutiunyan dem zu, dass Kardashians Leben nicht dem der gewöhnlichen armenischen Frau entspricht. Aber andererseits ist Kim Kardashian auch kaum eine typisch amerikanische oder britische Frau, betont Dr. Armine Ishkanian, Dozentin für Sozialpolitik und Expertin für armenische Studien an der  London School of Economics and Political Science (LSE). Und nur weil einige Armenier – sowohl in Armenien als auch innerhalb der 7-8 Millionen starken Diaspora – stolz auf sie sind, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie alle so sein wollen wie sie, sagt Ishkanian.

Kim Kardashian macht mit Promi-Status auf Armeniergenozid aufmerksam

Aber viele bewundern wie sie ihren Promi-Status dazu genutzt hat, um über Themen zu sprechen die den Armeniern wichtig sind, wie die Ermordung von Armeniern unter türkischer Herrschaft im Ersten Weltkrieg, argumentiert die Dozentin. Im vergangenen Jahr twitterte Kim Kardashian: „Lasst uns heute alle zusammenstehen und den 1,5 Millionen Menschen, die im Völkermord an den Armeniern massakriert wurden, gedenken.“
Hunderttausende Armenier starben im Jahr 1915 in den Händen der osmanischen Türken. Armenier kämpfen weltweit für die internationale Anerkennung dieser Morde als Völkermord und dutzende Länder haben dies auch getan. Die Mehrheit der internationalen Geschichtswissenschaft sieht den Tatbestand des Völkermords als gegeben an. Die Türkei räumt zwar ein, dass Armenier getötet wurden, lehnt aber jeglichen Völkermord-Vorwurf ab und sagt, dass die Todesfälle während der weitverbreiteten Kämpfe im Ersten Weltkrieg passiert sind.
Als im selben Monat wie der Völkermordgedenktag Bilder eines Shootings von Kim Kardashian ohne ihr Wissen auf dem Cosmopolitan Magazin der Türkei erschienen sind, gab sie sofort ein Statement diesbezüglich ab. Auch auf die aktuelle Notlage der armenischen Gemeinde in Syrien hat sie aufmerksam gemacht.
„Natürlich wäre es gut, wenn es auch andere hochkarätige Armenier in den USA und Großbritannien geben würde, die für ihre Leistungen genauso anerkannt würden, wie Kim für ihre Berühmtheit anerkannt wird“, sagt Ishkanian. „Aber in der heutigen Celebrity-besessenen und Boulevardblatt-gesteuerten Kultur, sind für Menschen Reality-TV-Stars viel interessanter und faszinierender als Ärzte, Wissenschaftler, Künstler und klassische Musiker. Und ich glaube nicht, dass das ein armenisches Phänomen ist – Es ist ein globales“, sagt sie. Und die Armenier, die keine Reality-Stars mögen, können jederzeit unter anderem zu Levon Aronian aufsehen. Er ist der weltweit dritt-beste Schachspieler.

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