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Meinung

Trauer und Protest vor der Botschaft der Republik Armenien

In Deutschland lebende Armenier bei der Protest- und Gedenkkundgebung für Vahe Avetyan vor der armenischen Botschaft in Berlin (Foto: RFE/RL)

Am 08. Juli fand in Berlin eine Gedenk- und Protestkundgebung vor der Botschaft der Republik Armenien statt. Anlass war der Übergriff auf den Militärarzt Vahe Avetyan und seine Begleiter im Restaurant „Harsnaqar“ am 17. Juni in Eriwan.

von Ani Ohanian

Das Sicherheitspersonal des Restauranteigentümers, Parlamentsabgeordneten und bekannten Oligarchen Ruben Hayrapetyan („Nemez Rubo“) hatte offenbar Anstoß an der Garderobe der Besucher genommen und einen hinreichenden Grund darin gesehen, diese brutal zusammen zu schlagen. In Folge seiner Verletzungen fiel der 33-jährige Vahe Avetyan ins Koma und verstarb am 29. Juni im Krankenhaus. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.

In Eriwan fanden daraufhin spontane Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen statt. Und die Empörung hält an. Sie richtet sich dagegen, dass sich zum wiederholten Male Oligarchen und ihre Leibwächter über dem Gesetz wähnen, das Volk durch Willkür und Gewalt in Angst und Schrecken versetzen und offenkundig Schutz durch die oberste politische Elite des Landes genießen.
Mit den Protesten in Armenien haben sich auch in Deutschland lebende Armenier solidarisiert und fanden sich zu einer Gedenkkundgebung vor der armenischen Botschaft zusammen. Eine Gruppe armenischer Studenten hatte dazu aufgerufen. Dem Aufruf folgten unter anderem der Vorstandsvorsitzende des Zentralrats der Armenier in Deutschland (ZAD) Azat Ordukhanyan und die „Arbeitsgruppe Anerkennung“ unter der Leitung von Tessa Hofmann. Nach der Niederlegung von Blumen und Kerzen für den ermordeten Vahe Avetyan wurden Reden gehalten, in denen nicht nur Entsetzen und Trauer über den sinnlosen Mord zum Ausdruck kamen, sondern auch klare Forderungen gestellt wurden. Die Redner setzten unterschiedliche Akzente, waren sich im Kern jedoch einig, dass zunächst eine lückenlose Aufklärung und ein rechtsstaatlicher Prozess gegen alle mutmaßlichen Täter zu gewährleisten sei. Als Konsequenz aus dem Mord an Vahe Avetyan forderten die Redner den sofortigen Rücktritt von Ruben Hayrapetyan vom Vorsitz des Armenischen Fußballverbandes und die strafrechtliche Untersuchung seiner direkten oder indirekten Beteiligung an der Ermordung des Militärarztes. Zudem wurde gefordert, dass der Oligarch sein Abgeordnetenmandat mit sofortiger Wirkung niederzulegen habe. Die Forderungen der Kundgebung richteten sich jedoch auch an den armenischen Präsidenten Serge Sargsyan, der von den Demonstranten in einem offenen Brief dazu aufgerufen wurde, sich zu dem tragischen Vorfall zu äußern und Versuche zu unterlassen, seinen Parteifreund Hayrapetyan durch seine schützende Hand vor rechtlichen Konsequenzen zu bewahren. Die Redner beklagten einhellig die gesellschaftspolitische Situation in Armenien. Sie prangerten Korruption an wie auch die Missachtung des Rechtsstaates und der Menschenrechte. Die Protestteilnehmer bekundeten die Entschlossenheit, sich auch weiterhin gegen ein politisches Regime in Armenien zu engagieren, das von Oligarchen und ihren Partikularinteressen gestützt und dominiert wird, denn es gehe um nichts weniger als die verfassungsmäßige Ordnung und den Rechtsstaat in Armenien wiederherzustellen. Andernfalls werde sich die Resignation in weiten Teilen der Gesellschaft verfestigen und die Massenauswanderung aus Armenien verstärken.
Die Türen und Fenster der armenischen Botschaft blieben unterdessen verschlossen. Die offenen Briefe und Forderungen wurden dem Briefkasten übergeben. Ob die offiziellen Empfänger darauf reagieren ist ungewiss. Sicher ist, dass die Proteste weitergehen werden.


Ani Ohanian arbeitet derzeit als freie Autorin in Berlin.

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