Die Türkei müsse ihrer Geschichte «ins Gesicht sehen», sagte der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Der EU-Beitrittskandidat leugnet noch immer den organisierten Mord an Armeniern und anderen Völkern.
Die Türkei müsse sich ihrer Verantwortung hinsichtlich des Völkermords an den Armeniern im Jahr 1915 stellen, forderte Nicolas Sarkozy heute. Auch andere grosse Länder hätten sich ihrer Geschichte gestellt, beispielsweise Deutschland und Frankreich, fügte der französische Präsident bei einem Treffen mit Armeniens Präsident Sersch Sarkisjan in Eriwan an.
Der «Völkermord an den Armeniern» sei eine «historische Realität», dessen «kollektive Leugnung noch schlimmer» sei als die «individuelle Leugnung». Sarkozy hatte der schätzungsweise 500’000 Mitglieder zählenden armenischen Gemeinde in Frankreich vor seiner Wahl 2007 zugesagt, ein Gesetz zu verabschieden, dass die Leugnung des Genozids an den Armeniern unter Strafe stellt.
Anerkennung »ausreichend«
Wegen einer fehlenden Mehrheit im Senat und mangels Unterstützung der eigenen Regierung scheiterte das Gesetz jedoch im Mai. Sarkozy erklärte am Donnerstag in Armenien gegenüber Journalisten, es sei «ausreichend», wenn die Türkei das Massaker offiziell als solches anerkenne.
In seriösen Forscherkreisen ist heute unbestritten, dass vor allem in den Jahren 1915 bis 1917 im ausgehenden Osmanischen Reich mehr als eine Million Armenier getötet wurden. Zahlreiche assyrische Christen und Griechen fielen der rassistischen Politik des jungtürkischen Regimes ebenfalls zum Opfer. Auch die Türkei räumt ein, dass mehrere hunderttausend Armenier getötet wurden, lehnt die Einstufung der Verbrechen als Völkermord aber ab.