„Überlebende unrechtmäßiger Inhaftierung in Bergkarabach sprechen über Kriegsverbrechen. Neue Beweise für Folter und unmenschliche Behandlung von Zivilisten durch aserbaidschanische Streitkräfte tauchen auf“, heißt es in einem neusten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
„Während des sechswöchigen Krieges zwischen Armenien und Aserbaidschan um die ethnisch-armenische Mehrheits-Enklave Bergkarabach im vergangenen Herbst, als die aserbaidschanischen Streitkräfte die Kontrolle über Gebiete in und um die Region übernahmen, trieben sie lokale Zivilisten zusammen. Die meisten jüngeren Zivilisten waren vor den Feindseligkeiten geflohen. Bei den Verbliebenen handelte es sich bis auf wenige Ausnahmen um ältere Menschen, die ihre Häuser nicht verlassen wollten.
Human Rights Watch (HRW) dokumentierte mehrere Fälle, in denen aserbaidschanische Kräfte Zivilisten gewaltsam festnahmen und sie Folter und unmenschlichen und erniedrigenden Haftbedingungen aussetzten. Zwei Gefangene starben in aserbaidschanischer Gefangenschaft; einer von ihnen war den Beweisen zufolge höchstwahrscheinlich das Opfer einer außergerichtlichen Hinrichtung. Aserbaidschanische Kräfte hielten diese Zivilisten fest, obwohl es keine Beweise dafür gab, dass sie eine Sicherheitsbedrohung darstellten – sie hatten keine Waffen und nahmen nicht an den Feindseligkeiten teil.“, schreibt Human Rights Watch in dem am Freitag veröffentlichtem Bericht.
Weiter heißt es: „Außerdem ist Aserbaidschan als Vertragsstaat des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte und der Europäischen Menschenrechtskonvention an das Verbot der willkürlichen Inhaftierung sowie an das Verbot der Folter und anderer erniedrigender oder unmenschlicher Behandlung gebunden.
Die vorsätzliche Tötung und Misshandlung von geschützten Personen, die wir (…) dokumentieren, stellen Kriegsverbrechen nach dem humanitären Völkerrecht dar. Die aserbaidschanischen Behörden sollten ohne weitere Verzögerung die glaubwürdigen Vorwürfe bezüglich der rechtswidrigen Inhaftierung dieser Zivilisten, ihrer unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung und der möglichen außergerichtlichen Hinrichtung eines Inhaftierten untersuchen, um alle Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Sie sollten außerdem alle Zivilisten, die sich noch in ihrem Gewahrsam befinden, unverzüglich freilassen und repatriieren.“