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Britischer Außenminister Johnson hat familiäre Verbindung zum Völkermord an den Armeniern

Boris Johnson (l.), amtierender britischer Außenminister und Ali Kemal Bey (r.), letzter Innenminister des Osmanischen Reichs.

Der seit Juli 2016 amtierende britische Außenminister Boris Johnson – für viele Hauptverantwortlich für den „Brexit“ und somit den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union – hat eine familiäre Verbindung zum Völkermord an den Armeniern, die nur wenigen bekannt ist.

Boris Johnsons türkischer Urgroßvater war Ali Kemal Bey. Er war von Mai bis Juni 1919 der letzte Innenminister des Osmanischen Reiches und veranlasste in dieser Funktion die Verhaftung Mustafa Kemal Atatürks. Johnsons Großvater Osman Ali floh daraufhin nach London und nahm dort den Namen „Wilfred Johnson“ an. Johnsons Urgroßvater Kemal Bey verurteilte die Massaker gegen die Armenier ab 1915, schmähte die Anführer der jungtürkischen Partei „Komitee für Einheit und Fortschritt“ als Urheber des Völkermords an den Armeniern und verlangte unerbittlich deren juristische Verfolgung und Bestrafung.

Kemal beschuldigte nicht nur offen die Führer des Komitees für Einheit und Fortschritt, sondern auch die osmanische Abgeordnetenkammer sowie Tausende von gewöhnlichen Leuten für ihre Teilnahme am Völkermord und den Massakern. In einer Ausgabe der Tageszeitung „Sabah“, dessen Herausgeber Kemal war, schrieb er am 28. Januar 1919:

„Fünf Jahre zuvor wurde ein einzigartiges Verbrechen verübt, ein Verbrechen vor dem die Welt erschüttert. Angesichts der Dimensionen und Normen summieren sich die Urheber nicht auf fünf, oder zehn, sondern auf Hunderttausende. Es wurde bereits faktisch bewiesen, dass diese Tragödie auf der Basis einer vom Zentralkomitee der Ittihad gefassten Entscheidung geplant wurde.“

In der Ausgabe der Tageszeitung „Alemdar“, dessen Herausgeber ebenfalls Kemal war, schrieb er 18. Juli 1919 zudem:

„[…] unser Justizminister hat die Türen der Gefängnisse geöffnet. Lasst uns nicht versuchen, die Schuld auf die Armenier zu werfen; wir müssen uns nicht damit schmeicheln, dass die Welt mit Idioten gefüllt ist. Wir haben die Habseligkeiten der Männer geplündert, die wir deportiert und massakriert haben; wir haben Diebstahl in unserer Kammer und unserem Senat sanktioniert. Lasst uns beweisen, dass wir ausreichende nationale Energie haben, um das Gesetz gegen die Köpfe dieser Banden in Kraft zu setzen, welche die Gerechtigkeit mit Füßen getreten sowie unsere Ehre und unser nationales Leben durch den Staub gezogen haben.“

Ali Kemal Bey sympathisierte offen für eine Türkei unter britischem Mandat und attackierte in seiner Tätigkeit als Journalist die nationale Befreiungsbewegung unter Mustafa Kemal Atatürk. Auf Befehl des türkischen Politikers und Offiziers Nureddin Pascha, der im Ersten Weltkrieg und im türkischen Befreiungskrieg kämpfte, wurde Kemal Bey am 6. November 1922 von einem Mob geschlagen, gesteinigt und erstochen.

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