In Armenien hat der Premierminister Nikol Paschinjan eigenen Angaben zufolge am Donnerstag einen Putschversuch der Armee abgewehrt. Der Generalstabschef der Streitkräfte, Onik Gasparian, wurde nach einem Streit mit Paschinjan abgesetzt, meldete die russische Agentur Interfax. Zuvor hatte die Militärführung den Rücktritt des armenischen Regierungschefs und seines Kabinetts verlangt.
Für Donnerstag rief Paschinjan in den sozialen Medien seine Anhänger zu einer Großkundgebung in der Hauptstadt Jerewan auf. Dort war es in den vergangenen Tagen zu Demonstrationen der Opposition gekommen, die nach der Niederlage gegen Aserbaidschan den Rückzug des Premiers fordert. Bei einer Kundgebung am Samstag in Jerewan rief der frühere Ministerpräsident Wasgen Manukjan seine Anhänger auf, „bereit für den Aufstand“ zu sein. „Wir sollten bereit sein, die Macht blitzschnell zu ergreifen“, sagte der 75-Jährige, der von der Opposition als Nachfolger für Paschinjan aufgestellt wurde.
Paschinjan und seine Partei hatten sich in den vergangenen Monaten dafür ausgesprochen Neuwahlen anzusetzen. Die Opposition hat das Angebot, Neuwahlen abzuhalten, jedoch abgelehnt und beharrte auf der Forderung das Paschinjan abtreten müsse.
Nikol Paschinjan, der 2018 nach der „Samtenen Revolution“ ins Amt gewählt wurde, steht seit dem Angriffskrieg Aserbaidschans um die Enklave Bergkarabach innenpolitisch unter massivem Druck. Nach 44 Tagen teils erbitterter Kämpfe hatte das massiv von der Türkei und dschihadistischen Söldnern unterstützte Aserbaidschan beträchtliche Gebiete der umstrittenen Region eingenommen, die es im ersten Bergkarabachkrieg Anfang der 1990er Jahre verloren hatte. Das türkisch-oppositionelle Portal „Ahval“ berichtete, dass der Chef des türkischen Geheimdienstes, Hakan Fidan, höchstpersönlich die Bergkarabach-Operation orchestriert habe.