Armenien und Aserbaidschan haben sich auf eine Waffenruhe bei den Kämpfen in der Südkaukasusregion Bergkarabach geeinigt, die schon am Samstagmittag beginnen soll. Das teilte Russlands Außenminister Sergej Lawrow am frühen Samstagmorgen mit.
Die Feuerpause solle dazu genutzt werden, um Kriegsgefangene und die Körper toter Soldaten auszutauschen, wie es in einer Erklärung aus Russland heißt. Bei den mehr als zehnstündigen Verhandlungen in Moskau zwischen dem armenischen Außenminister Sohrab Mnazakanjan und dem aserbaidschanischen Außenminister Jeyhun Bayramov, wurden auch Details der Waffenruhe vereinbart.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte Armenien und Aserbaidschan eindringlich zu einer Waffenruhe aufgerufen. Nun sollen grundlegende Friedensverhandlungen unter Führung der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stattfinden. Die Gruppe wird von den USA, Russland und Frankreich angeführt, die in dem Konflikt vermitteln sollen.
Armenien wurde, wie internationale Experten bestätigten, am 27. September von Aserbaidschan angegriffen. Die aserbaidschanische Aliyev-Regierung erhielt bei ihren Angriffen Unterstützung aus der Türkei. SPIEGEL-Recherchen belegten, dass Erdogan mindestens 1.000 syrische Söldner für einen Monatsgehalt von rund 1000 Dollar für den Kampf gegen Armenien und Bergkarabach nach Aserbaidschan geschickt hat.
Die beiden Kaukasus-Staaten befinden sich seit fast 30 Jahren in einem Konflikt um die Kontrolle über die Region Bergkarabach. Die Region überschneidet sich mit dem Großteil der historischen armenischen Provinz „Arzach“ , welches Bestandteil des Königreichs Armenien war (189 v. Chr. bis 387 n. Chr.). 1921 wurde von Josef Stalin Bergkarabach der Aserbaidschanischen SSR zugeschlagen, obwohl 94% der dort lebenden Menschen Armenier waren. Durch den Zerfall der UdSSR erklärte sich Bergkarabach am 2. September 1991 per Volksentscheid – und in Übereinstimmung mit der sowjetischen Verfassung – für unabhängig. Baku reagierte mit einer Blockade der Region und versuchte die Kontrolle mit militärischen Mitteln zurück zu gewinnen. Daraufhin griff Armenien mit russischer Unterstützung ein und besetzte ca. 14% des Territoriums Aserbaidschans als Schutzzone. Einem 3-jährigen Krieg und ca. 30.000-50.000 Toten folgte im Mai 1994 ein seit jeher brüchiges Waffenstillstandsabkommen.