Die Hrant Dink Stiftung plant eine Konferenz zur Geschichte der sogenannten „Kryptoarmenier“, die gezwungen wurden zum Islam zu konvertierten, um dem Völkermord an den Armeniern 1915 nicht zum Opfer zu fallen.
Die Stiftung, die sich um das Gedenken und den Erhalt des intellektuellen Erbes des im Januar 2007 in Istanbul erschossenen armenischen Journalisten und Schriftstellers Hrant Dink bemüht, arbeitet dabei in Kooperation mit der Fakultät für Geschichte der Bosporus Universität Istanbul (Boğaziçi Üniversitesi) und Malatya HAYDer zusammen. Die Konferenz „Conference on Islamized Armenians“ findet vom 2. bis 4. November 2013 statt.
Das schwierige und immer noch unaufgeklärte Thema islamisierter Armenier ist bereits seit geraumer Zeit Gegenstand von Diskussionen und Büchern in der Türkei. In letzter Zeit gab es immer wieder Berichte von Kryptoarmeniern, oder auch sogenannte „versteckte Armenier“, die ihre armenische Identität enthüllt haben und zum Christentum zurückkonvertiert sind sowie ihre ursprünglichen armenischen Namen angenommen haben. Die große Mehrheit dieser Armenier hält die armenische Identität jedoch weiterhin versteckt.
Verschiedene Wissenschaftler halten es auf der Grundlage der geschichtswissenschaftlichen Forschung für möglich, dass rund 200.000 Armenier, größtenteils Frauen und Kinder, zur Zeit des Genozids vor der Ausrottung gerettet wurden, weil sie zum muslimischen Glauben zwangskonvertierten. Im Herzen behielten diese Menschen den christlichen Glauben weiterhin bei. Noch heute werden türkische Staatsbürger armenischer Herkunft in der Gesellschaft oft benachteiligt oder diskriminiert. Aufgrund dessen soll nun auch untersucht werden, welche existenziellen und psychologischen Auswirkungen das Verleugnen der eigenen Herkunft auf die Nachkommen dieser zum Islam konvertierten Armenier hat. Zudem sollen Lebensläufe von Kindern untersucht werden, die damals von nicht-armenischen Familien adoptiert und als muslimische Türken oder Kurden erzogen wurden.