Zum »Aufstand für die Massen« (F.A.Z. vom 24. Januar)
von Dr. Michael Kambeck (Generalsekretär der EuFoA)
Gemeinsam mit Aserbaidschan betreibt die Türkei in ganz Europa regelmäßig Konferenzen gegen den ungeliebten christlichen Nachbarn Armenien, die Verharmlosung des Völkermords von 1915 ist dabei ein fester Bestandteil. Junge Türken, Intellektuelle und Journalisten sollen gegen den armenischen »Aggressor« gezielt aufgebracht werden.
Es ist grotesk und übel, dass gerade Ministerpräsident Erdogan nun Frankreich ein »Massaker an der Meinungsfreiheit« vorwirft. Die Organisation »Reporter ohne Grenzen« hat am 25. Januar dieses Jahres der Türkei abermals ein Abrutschen in Sachen Pressefreiheit bescheinigt, auf Platz 148 von 179. Erdogan hat die letzten Wahlen mit antiisraelischer Stimmungsmache entschieden, während in Frankreich beide großen Parteien die Abstrafung durch Wähler mit türkischem Hintergrund fürchten müssen. Die Türkei hat ihre »zeroproblems« Strategie mit den Nachbarn schon lange zugunsten des Populismus aufgegeben. Außer mit Frankreich gibt es ernste Konflikte mit mindestens vier Nachbarn (Griechenland, Zypern, Armenien, Irak) und sogar die Vereinigten Staaten sind kaum noch Freunde. Alles Schuld der anderen?