STEPANAKERT. – Das Verteidigungsministerium der separatistischen Region Bergkarabach teilte mit, dass einer ihrer Soldaten getötet und zwei weitere in einem erneuten Schusswechsel mit aserbaidschanischen Truppen in der Nacht zum Mittwoch verwundet wurden.
In dem Statement heißt es, dass sich der Vorfall ereignete, als „aserbaidschanische Truppen versuchten in das Gebiet von Bergkarabach einzudringen.“, berichtet Radio Free Europe/Radio Liberty.
Dies ist bereits der vierte Zwischenfall der sich seit Anfang Juni entlang der Grenze zu Armenien-Aserbaidschan und Bergkarabach-Aserbaidschan zugetragen hat und mindestens drei armenische und fünf aserbaidschanische Todesopfer mit sich brachte.
US-Außenministerin Hillary Clinton, die Armenien am 4. Juni besuchte, sagte die derzeitige Situation zwischen Jerewan und Baku könnte zu einem „sehr viel größeren Konflikt“ führen. Die Außenministerin befindet sich derzeit in Baku und wird im Anschluss die Türkei am 7. Juni besuchen.
Baku betrachtet Bergkarabach – eine ethnisch-armenisch separatistische Enklave – als aserbaidschanisches Gebiet. Dieses Gebiet überschneidet sich jedoch mit dem Großteil des Gebiets des historischen „Arzach“. Arzach war die zehnte Provinz des Königreichs Armenien. Bei dem Gebiet um Bergkarabach, welches Baku als aserbaidschanisches Territorium bezeichnet, handelt es sich folglich um ein aus historischer Sicht armenisches Gebiet, welches jedoch Josef Stalin 1921 willkürlich der Sowjetrepublik Aserbaidschan schenkte. Als es 1923 eine autonome Provinz wurde, waren 94% der dort lebenden Menschen Armenier, die den Autonomiestatus zurückwiesen. Durch den Zerfall der UdSSR und der damit einhergehenden Unabhängigkeit von Aserbaidschan und Armenien, erklärte sich auch Bergkarabach am 2. September 1991 durch ein Referendum für unabhängig. Die Autonomie wurde zurückgenommen und Aserbaidschan versuchte die Kontrolle über die Provinz mit militärischen Mitteln zurück zu gewinnen.
Der deutsche Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Otto Luchterhandt gibt an, dass die Unabhängigkeitserklärung von Bergkarabach nicht im Widerspruch zu den Bestimmungen des Völkerrechts steht. Wenn der UN-Sicherheitsrat Kosovo anerkennt, so der Rechtswissenschaftler, ist es verpflichtet ebenfalls Bergkarabach anzuerkennen. Auch für den Journalisten und Russland-Experten, Detlef D. Pries, liegen die Parallelen zum Kosovo-Konflikt klar auf der Hand, werden jedoch, so sagt er, von vielen Seiten bestritten.
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