Die türkische Tageszeitung „Radikal“ hat Salihan Kiremijian, eine islamisierte Überlebende der Dersim Massaker (1937/38) interviewt. Es hat sich herausgestellt, dass sie die einzige Armenierin ist, die nach vielen Jahren des Schweigens über diese Tragödie spricht.
„Das ethnisch armenische Mädchen namens Salihan, ist einer der Zeugen der Dersim Pogrome. Sie war fünf oder sechs in der Zeit des Exils und ihr Name wurde zwischenzeitlich zu Fatma umgeändert.“, heißt es in dem „Radikal“-Artikel „Dersim’in kayıp Ermeni kızı“.
Laut der Veröffentlichung wurde Fatma mit 13 Jahren verheiratet. Ihre drei Cousinen sollen ebenfalls zwangsislamisiert worden sein. Sie schwieg über ihre armenischen Wurzeln über viele Jahre hinweg und sogar ihre Enkel dachten, dass sie eine Kurdin sei.
„Salihan brach die 72 Jahre lange Stille, damit ihre Kinder ihre Wurzeln studieren und ergründen können. Sie fanden Verwandte die hier und dort verstreut waren und trafen später Menschen, die das Dersim Massaker überlebt hatten und das gleiche Schicksal teilten“, berichtet die türkische Tageszeitung.
Zudem heißt es, dass Studien in 30 Provinzen dazu beigetragen haben, dass 150 weitere „verlorene Töchter“ gefunden wurden.
„Jede neue Geschichte ist für uns von Interesse, aber was Salihan erzählt hat ist wirklich sehr traurig. Bisher haben wir Frauen alevitischen, kurdischen und yezidischen Ursprungs gefunden, aber Salihan scheint die einzige Armeniern in der Region zu sein“, so die Zeitung.
In dem Interview, das etwa drei Stunden andauerte, berichtete die „verlorene Tochter von Dersim“ ihr Leben im Detail und gestand, dass sie nur mit Schwierigkeiten zugeben konnte Armenier zu sein. Sie sprach von der Folter die sie erleben musste, nachdem sie von einer Familie in Beysehir adoptiert wurde.
„Ich kam später in eine andere Familie. Aber auch dort war ich der Gewalt ausgesetzt. Als ich 13 war wurde ich dann mit einem 35-jährigen Mann verheiratet der mich zum Islam konvertierte. Ich war noch ein Kind, heimatlos, arbeitslos und ohne irgend jemanden der sich um mich kümmerte – und meine Kinder erzog unter solchen Umständen“, berichtet die Frau der türkischen Tageszeitung.
Salihan sagte, sie könne sich nicht mehr sehr gut daran erinnern Armenierin zu sein und tat alles, um diese Tatsache zu verbergen.
„Meine Kinder erfuhren davon im Jahr 1995. Wir arbeiteten sehr hart daran meine Familie zu finden, hatte aber keinen Erfolg. Doch im Jahr 2010 fand meine Tochter heraus, dass mein Familienname geändert worden war und ich hörte von dem Dorf von dem ich abstamme. Wir erfuhren, dass mein Vater ein Armenier war, der als Priester im Kloster Halivor gedient hat. Zudem erfuhr ich, dass er im Exil gestorben war“, sagt Salihan.
Salihan Kiremijian leidet immer noch an den dunklen Erinnerungen der Qual und Folter, die sie in ihrer Kindheit erlebt hat. Jedoch verarbeitet Sie nun ihre Vergangenheit und wandte sich sogar an ein Gericht, um das beschlagnahmten Eigentum ihres Vaters, Hakob Kiremijian, zurück zu bekommen und fordert eine Entschuldigung von der Türkei.